21.10.2014 - Schlafstörungen und die Natur des Schlafs

In der Aktuellen Runde, der monatlichen Vortrags- und Veranstaltungsreihe der Wicherngemeinde, referierte der neurologische Chefarzt der Maternus-Klinik, Dr. D. Weigel, vor einem interessierten Publikum  über das wichtige Thema  „Schlaf“. Im Schlaf, diesem Zustand innerer und äußerer Ruhe bei Menschen und Tieren unterscheiden sich viele Lebenszeichen von denen des Wachzustandes.

Erst seit den 1920er Jahren ist es den Schlafforschern/Somnologen möglich, mit Hilfe des damals entwickelten Elektro-Enzephalographen in Schlaflabors Hirnstrombilder (EEG) herzustellen, die unterschiedliche, sich wiederholende  Phasen des menschlichen Schlafs dokumentieren und wichtige diagnostische Rückschlüsse zulassen. Vier bis sieben Schlafzyklen zu je 70 bis 110 Minuten kennzeichnen den Schlaf des Menschen im mittleren Lebensalter.

In den Phasen des sogenannten REM-Schlafs (Rapid-Eye-Movements= schnelle Augenbewegun-gen) finden sich Zustände erhöhter Gehirnaktivität und Anstieg von Herz- und Atemfrequenz wie auch des Blutdrucks. Die REM-Phasen sind die Zeiten intensiver Träume, der Verarbeitung von Stress, emotionalen Eindrücken, Tages-Informationen, etc. - Vermutlich ist das erfolgreiche Lernen, die Bewältigung komplexer Tagesherausforderungen eng an die REM-Schlafphasen gekoppelt, oder anders gesagt,  REM-Schlafmangel behindert die erfolgreiche Auseinandersetzung mit Tageserfordernissen.

Dagegen sinken Puls, Atemfrequenz und Blutdruck, auch Körpertemperatur,  in den sog. NREM-Schlafphasen ab ( Phase des Tiefschlafs ohne Augenbewegungen). Träume kommen kaum vor.  Der Cortex, die Großhirnrinde, reduziert die Aktivität (z.B. von 40 Hertz beim hellwachen Lesen auf 3 Hertz  vergleichbar der Narkose). Die Skelettmuskulatur im Körper entspannt sich; der tiefschlafen-de Mensch  empfindet – etwa in Armen oder Beinen - keine Schmerzen mehr.

Recht bekannt ist in der Pathologie des Schlafs, also den krankhaften Veränderungen, die Apnoe,  die sich als bedrohliche Atemstillstandserscheinung unterschiedlicher Länge im Schlaf äußert und behandlungsbedürftig ist.

Ein Negativergebnis von länger anhaltenden Schlafstörungen ist ein Abfall der Immunstärke des Körpers. Der Narkolepsie, auch als Schlafkrankheit bekannt, liegt eine Störung der Schlaf-Wach-Regulation zugrunde. Das Restless-Legs-Syndrom, eine schlafbezogene Bewegungsstörung, führt in der Regel abends oder nachts zu quälenden Unruheerscheinungen in den Beinen oder auch Armen.

Kurz, die Erforschung des individuellen Schlafgeschehens in Schlaflaboren führt den Arzt bei seinen Patienten in vielen Fällen zu präzisierter Diagnostik und damit zu effektiverer Therapie.

Dr. phil. R. Siegert